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Datenstandards für die Nachhaltigkeit

Informationen zur Nachhaltigkeit eines Produktes mit ECLASS beschreiben.

Unter das Schlagwort “Nachhaltigkeit” können Unternehmen so einiges packen: von der Achtung von Menschenrechten über die Personalstrategie und die CO2-Bilanz des Druckerpapiers bis zur Spendenaktion für den örtlichen Kindergarten. Ökologisch, sozial, ökonomisch: Die Parameter sind vielfältig. Aus Sicht eines Datenexperten: zu vielfältig. “Nachhaltigkeit ist ein Riesenthema, das sich in Teilen nun aber eindeutig und messbar über den ECLASS Standard abbilden lässt”, sagt Jerome Blum, Consultant Master Data in der ECLASS-Geschäftsstelle. ECLASS ermöglicht Unternehmen die eindeutige Kategorisierung und Beschreibung ihrer Produkte und Dienstleistungen in einem Datenstandard – und damit vor allem den fehlerfreien und digitalen Austausch dieser Daten intern und extern. Die bei der IW Consult angesiedelte Geschäftsstelle entwickelt die Parameter zur Produktbeschreibung jedes Jahr weiter. In der aktuellen Version 13.0 aus dem Jahr 2022 sind nun durch einen dedizierten Aspekt erstmals auch rund 30 Merkmale zum Thema Carbon Footprint hinterlegt.

ECLASS Merkmale mit Umweltparametern


Eine Arbeitsgruppe aus Geschäftsstelle und Unternehmensvertretern im ECLASS e. V. hat fünf Angaben definiert: Verbrauch von Wasser, Energie und Ressourcen, Landnutzung sowie den Product Carbon Footprint (PCF), also den CO2-Fußabdruck, den ein Produkt in Lebensphasen wie Produktion, Transport oder Nutzung hinterlässt. “Das sind die ersten fünf Informationen, die für ein Produkt wichtig werden könnten”, erklärt Blum. “Gerade der PCF ist relevant, wenn es um Nachhaltigkeit geht, weil es am Markt ein gewisses Verständnis dafür gibt, wie man ihn berechnet und was er aussagt.”

Zugleich sind die fünf Bereiche für die mehr als 4000 ECLASS-Nutzer aus Branchen wie Elektrotechnik, Chemie und Maschinenbau ein niedrigschwelliger Einstieg ins Thema produktbezogene Nachhaltigkeit: Die dazu notwendigen Angaben erheben Unternehmen häufig ohnehin aufgrund gesetzlicher Bestimmungen oder können zumindest auf anerkannte Berechnungsmethoden zurückgreifen, wie für den PCF.


Gesicherte und vergleichbare Daten

Haben sie die Werte erhoben und nach ECLASS beschrieben, kann der Datenaustausch starten – und fertig ist die Vergleichsmöglichkeit. Zum Beispiel für den Einkäufer, der eine besonders “nachhaltige” Sicherung sucht. Oder für die Produktionsvorständin, die prüfen will, wo vielleicht Ressourcen verschwendet werden. Oder gleich für den Computer, der Menschen solche Entscheidungen abnehmen kann: “Wenn wir immer mehr Richtung Maschinenkommunikation gehen und der Maschine auch bestimmte Entscheidungen übertragen, etwa im Produkteinkauf unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten: Dann brauche ich den Austausch gesicherter und vergleichbarer Daten”, betont Blum. ECLASS selbst hat allerdings keine Möglichkeit zu prüfen, ob die eingetragenen Daten korrekt sind. “Wir können nur mit sogenannten Qualifiern arbeiten”, erklärt Blum. Das sind Angaben, die Rückschlüsse auf die Datenqualität ermöglichen, zum Beispiel: Wurde ein Wert exakt gemessen, wurde er geschätzt oder ein Durchschnitt angegeben?

Umweltangaben zu einem Beispiel-Produkt


Blum sieht allerdings ein klares Bekenntnis der Wirtschaft zur Datenqualität: “Der Wunsch besteht, dass Nachhaltigkeitsdaten zukünftig so gesammelt werden, dass sie komplett nachvollziehbar und vergleichbar sind – so wie es bei anderen Produktmerkmalen ja auch ist.” Die Qualität wird zusätzlich durch neue Gesetze und Richtlinien forciert: Gesetzesvorhaben der EU zwingen Unternehmen dazu, Nachhaltigkeitskennzahlen auf Unternehmensebene künftig transparent zu erheben und regelmäßig zu kommunizieren. Und auch bei den Produkten dürfte gesetzgeberischer Druck entstehen. Ein Motiv für die Nachhaltigkeitsparameter in ECLASS seien Pläne der EU für einen Digitalen Produktpass, erklärt Blum. Der soll 2025 in einer Pilotphase unter anderem für Batterien und Textilien verpflichtend eingeführt werden und auch Umweltaspekte abbilden. “Daher entwickeln wir den ECLASS Standard bereits heute passend für diese Anforderungen weiter.”


Jährliche Optimierungen

Die Möglichkeiten aus Version 13.0 sind daher nur der Anfang: Im 2023 geplanten Release soll unter anderem der Wasserverbrauch genauer spezifiziert und der CO2-Fußabdruck noch besser nach Phasen des Produktlebenszyklus dokumentiert werden. Einen einheitlichen Datenstandard zu schaffen, sei ohnehin herausfordernd, sagt Blum. Aber beim Thema Nachhaltigkeit gelte das nochmal ganz besonders. “Es ist schwierig, alle Unternehmen auf einen Nenner zu bringen. Die einen stellen Bleistifte her, die sich über ihren Lebenszyklus verbrauchen. Die anderen bauen Schaltschränke. Die Herausforderung ist, dann beispielsweise Produktlebensphasen und damit verbundene Umweltparameter zu finden, die für alle gleich gut geeignet sind.”

Blum lädt die Mitglieder im ECLASS e. V. sowie alle Anwenderinnen und Anwender ein, sich in der Arbeitsgruppe zu den Umweltangaben einzubringen. Wenn es von Länge, Breite oder Spannung ein einheitliches Verständnis gebe und man das entsprechend in Produktdaten abbilden kann – warum nicht auch für eine wachsende Zahl von Nachhaltigkeitsparametern? “Nur wer möglichst vollständige Informationen bekommt, kann eine vernünftige Entscheidung treffen.” Zum Beispiel eine, die Umweltaspekte berücksichtigt.

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