ECLASS für BIM: Gerald Lobermeier im Interview
Als Spezialist für die digitale Infrastruktur bei Phoenix Contact beschäftigt sich Gerald Lobermeier mit der Konsistenz digitaler Daten und der Datenkontinuität. Seit über 15 Jahren ist er auch in Gremien wie ECLASS aktiv und seit Dezember 2022 Leiter der fachübergreifenden Gruppe "Building Information Management". Wir stellen Gerald unsere Fragen.
Gerald, du hast im Dezember 2022 die Leitung der Cross Expert Group BIM übernommen. Welche Aufgaben / Ziele hat diese Expertengruppe?
BIM steht für Building Information Management und bedeutet, dass alle relevanten Informationen eines Gebäudes digital abgebildet werden. Das erleichtert sowohl die Planung, die technische Gebäudeausstattung als auch das Facility Management eines Gebäudes. Unser Ziele in der CEG BIM ist es, dass alle beteiligten Partner in diesem Prozess auf standardisierte ECLASS Daten zugreifen können. Hierzu werden wir konkrete Use Cases erarbeiten. Anhand der Anforderungen können wir dann ableiten, wo ECLASS angewandt werden kann. Darüber hinaus werden wir uns in die BIM-Initiativen anderer Gremien wie z.B. VDMA und DKE und Organisationen wie z.B. buildingSMART einbringen.
Inwiefern hat dies Einfluss auf die weitere Entwicklung des ECLASS Standards?
Wenn man sich die verschiedenen Phasen in der Gebäudeplanung anschaut, ist sowohl die Informationstiefe als auch die Art und Weise, wie Informationen genutzt werden sehr unterschiedlich. Wenn ein Raum klimatisiert werden soll, müssen Anforderungen für z.B. eine Klimaanlage mit ECLASS-Merkmalen beschrieben werden. Im späteren Betrieb werden dann für jene Klimaanlage die Betriebsdaten erfasst – mit denselben ECLASS-Merkmalen, aber in einem anderen Kontext. Diese Problematik führt sicher zu Erweiterungen von ECLASS.
Dein Arbeitgeber, Phoenix Contact, engagiert sich stark im Thema BIM. Welche Motivation steckt dahinter?
Klare Strategie von Phoenix Contact ist die All Electric Society. Das Zukunftsbild der AES beschreibt eine Welt, in der Energie aus erneuerbaren Ressourcen in ausreichendem Maße und bezahlbar zur Verfügung steht. Neben der konsequenten Erzeugung und Nutzung regenerativer Energie sind die Senkung des primären Energiebedarfs durch Effizienzmaßnahmen und die Schaffung von intelligenten und vernetzten Systemen die Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft.
Wie kann dies funktionieren?
Um die regenerativ erzeugte Energie bedarfsgerecht einzusetzen, werden dazu Lösungen und Technologien für die Elektrifizierung, Vernetzung und Automatisierung zur Realisierung der Sektorenkopplung benötigt. Natürlich betrifft dies auch Gebäude, deren Infrastruktur und die relevanten Prozesse – also BIM.
… und welche Rolle spielt ECLASS dabei?
Den digitalen Zwilling, die Verwaltungsschale und natürlich auch ECLASS sehen wir als Befähiger für die oben erwähnte Sektorenkopplung. Ohne standardisierte Daten wird es sehr schwer, die Digitalisierung sektorenübergreifend zu realisieren.
Kannst du uns einen Ausblick geben, wie ECLASS langfristig im Building Information Modeling Verwendung finden wird?
Ich bin davon überzeugt, dass das Konzept der Verwaltungsschale - wie der digitale Zwilling genau bezeichnet wird - sich auch für Gebäude durchsetzen kann. In der Verwaltungsschale werden alle Aspekte eines Objektes durch Teilmodelle beschrieben. In diesen ist dann wiederum ECLASS enthalten. Auf Details gehe ich dann in meinem Vortrag auf dem Kongress ein: "AAS-powered Digital Twins: The Future of Building Information Management", 27. September 2023, 13:30 Uhr.
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